Beten im Namen Jesu


Ursula Kischkel

Was meint ihr, gibt es einen Schlüssel, damit unsere Gebete in Erfüllung gehen? Gibt es eine bestimmte Art zu beten, bei der wir wissen: Dieses Gebet hat Auswirkung, Gott wird es erhören!
Es gibt wirklich eine Verheißung, bei der uns Jesus zusagt, dass er das tun wird, was wir ihn bitten – unter einer bestimmten Voraussetzung. Und um diesen Schlüssel soll es heute gehen...

Jesus sagt nämlich: "Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun." (Joh. 14,13-14)

Sicherlich habt ihr auch schon mal in ein Gebet eingefügt: "in Jesu Namen". Manchmal sagen wir ja auch am Schluss: Das bitte ich dich in Jesu Namen.
Aber was bedeutet es, in Jesu Namen zu beten? Ganz bestimmt ist es keine Formel, die wir nur anfügen brauchen und schon wird unser Gebet erhört!
Aber was ist es dann? Ich bin richtig neugierig geworden, was es bedeutet, in Jesu Namen zu beten. Wenn Gott gerade dieses Gebet erhört, dann möchte ich auch lernen, so zu beten! Ich will diese Zusage ernstnehmen herausfinden, wie wir in Jesu Namen beten können.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, herauszubekommen, was damit gemeint ist.
Die erste Möglichkeit ist, in der Bibel genau nachzuforschen. Dabei habe ich festgestellt, dass wenn vom Namen Jesu in der Bibel die Rede ist, dass er meist selbst als Person damit gemeint ist. Z.B. heißt es in Joh. 2: "Viele kamen zum Glauben an seinen Namen." Gemeint ist: Sie kamen zum Glauben an Jesus, an ihn selbst.
Das heißt für unseren Fall: Wenn wir in Jesu Namen beten, dann bringen wir seine Person in unser Gebet hinein. Wir beten "in Jesus" zu beten, d.h. in der engen Verbindung mit Jesus. Es ist, als ob Jesus selbst dieses Gebet zu seinem Vater sprechen würde.



1. In Jesu Namen beten heißt so zu beten, wie Jesus in dieser Situation beten würde.


Wie geht das praktisch? Es gibt drei Fragen, die uns helfen können, das herauszufinden.

1. Wie würde Jesus in dieser Situation lieben?
Das ist die Weise, in der ich lieben will.

2. Was würde Jesus in dieser Situation tun?
Das ist es, was ich tun will.

3. Was würde Jesus in dieser Situation glauben?
Genau so will ich auch glauben.


Colin Urquhart schreibt dazu: "Indem du lernst, im Namen Jesu zu beten, lernst du auch, in seine Haut zu schlüpfen. So wirst du dann das Problem wie er anpacken, in dem Wissen, dass alle Mittel und Wege des Himmels zu deiner Verfügung stehen. Jesus betet dann zusammen mit dir. Er packt mit dir das Problem an. Ihr bietet ihm gemeinsam die Stirn, in seiner Kraft, mit seinem Glauben und mit seiner Liebe. Wenn du betest, dann lebst du in Jesus, und er lebt in dir. Dein Gebet ist dann eine gemeinschaftliche Unternehmung!"

Dass Jesus diese enge Verbindung zu sich gemeint hat, wird auch in einer anderen Stelle deutlich, wo Jesus sagt: "Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten."
Wenn wir eng mit Jesus verbunden sind, dann kommen sein Wille und unser Wille immer enger zusammen und dann werden auch unsere Gebet erhört. Diese drei Fragen helfen uns, in die Spur Jesu zu kommen.
Ich habe sie selbst mal für verschiedene, persönliche Situationen ausprobiert und gemerkt, dass ich tatsächlich eine Antwort von Jesus darauf bekomme, was mir hilft, dann in dieser Weise zu beten. Durch den Heiligen Geist können wir die Stimme von Jesus hören. Außerdem können wir in der Bibel nachlesen, was Jesus gesagt und getan hat und uns daran orientieren.


Ich bete immer wieder für jemanden, der leider noch kein Christ ist. Aber ich weiß nicht so genau, wie ich da beten kann und habe deshalb Jesus gefragt: Wie kann ich für ihn beten? Innerlich hatte ich den Eindruck, dass Jesus sagt und dabei zum Vater betet:
"Vater, bitte öffne seine Augen für meine und deine Wirklichkeit! Bitte lass die inneren Festungen einstürzen, die er dir gegenüber eingebaut hat. Bitte weiche sein Herz auf mit deiner Liebe."
Ich habe dann weiter gefragt: Jesus, wie würdest du in dieser Situation lieben?
Seine Antwort war: "Hab ihn von ganzem Herzen lieb, so wie er ist. Danke für ihn."
Jesus, was würdest du in dieser Situation tun?
Er sagte: "Ihn lieben. Liebe ihn mit der Liebe, die ich für ihn habe."
Jesus, was würdest du in dieser Situation glauben?
"Dass Gott stärker ist als alle menschlichen Widerstände. Dass ich den Preis für ihn schon bezahlt habe und er mir gehört."
Mir hat es sehr geholfen, zu hören, wie Jesus betet. Und ich möchte dranbleiben, in dieser Weise für ihn zu beten. Auch bei anderen Gebetsanliegen habe ich eine Ausrichtung bekommen. Probiert es doch auch mal aus, Jesus so zu fragen: Wie würdest du in dieser Situation lieben? Was würdest du tun? Was würdest du glauben?


Es ist kein Widerspruch, dass einerseits Jesus in uns betet, (uns hilft beim Beten), und dass wir andererseits zu ihm beten. Letztlich ist es so, dass Jesus uns hilft, dass wir so beten, wie es sein Wille ist und er dann dieses Gebet auch erhört.

Wenn Jesus sagt, dass er alles tut, was wir in seinem Namen bitten, dann geschieht es in seinem Tempo und auf seine Weise. Manchmal antwortet er schnell und manchmal brauchen wir Geduld, bis wir seine Antwort sehen. Und es gibt auch Situationen, in denen wir Gottes Handeln nicht verstehen können. Es ist so ähnlich wie bei einem Computer. Manchmal kann ein Programm darauf nicht geladen werden, weil seine Speicherkapazität nicht ausreicht. So ist es auch bei uns: Die Kapazität unseres Denkens ist manchmal zu klein, um Gottes Antwort aufnehmen zu können. Wir können dann nur am Vertrauen zu Gott festhalten und uns weiterhin an seine Verheißungen halten.

Es ermutigt mich andererseits sehr, wenn ich erlebe, dass Gott unser Gebet erhört. Und oft sind es solche Gebete, in denen ich die innere Verbundenheit mit Jesus gespürt habe. Vor kurzem hat mir eine Frau eine Karte geschrieben. Sie war bei einem Seminar im Anker gewesen und ich hatte mit ihr zusammen für ein persönliches Problem von ihr gebetet. Und sie hat mir jetzt geschrieben: Gott hat unser Gebet erhört! Das Problem, mit dem ich schon so lange ringe, hat sich wirklich dauerhaft gelöst. Das ermutigt mich dranzubleiben am Gebet und viel von Jesus zu erwarten.

Es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt, wenn wir im Namen Jesu beten wollen.

Stellen wir uns vor, wir gehen zu einer Bank und wollen dort Geld abheben, obwohl wir dort kein Konto haben (und auch bei keiner anderen Bank). Das wird natürlich nicht funktionieren. Wir bitten um Geld, aber wir bekommen keines. Wenn wir aber einen Scheck mitbringen, der von jemand ausgestellt ist, der in dieser Bank ein Konto hat mit einem entsprechendem Guthaben, dann bekommen wir das Geld, um das wir bitten. Warum? Wir bitten in seinem Namen um das Geld, nicht im eigenen Namen, und erhalten es deshalb.

So ähnlich ist es auch in unserer Beziehung gegenüber Gott. Wir haben keine Rechte in der himmlischen Bank, so dass wir einen Anspruch darauf stellen können, dass Gott unsere Bitten erhört. Aber Jesus hat alle Rechte bei Gott und in seinem Namen dürfen wir Gott bitten.



2. Wir haben keinen Anspruch an Gott, dass er unsere Gebete erhört, aber Jesus hat alle Rechte beim Vater. Wir dürfen deshalb in seinem Namen bitten.



Ich muss gestehen, dass sich dieser Gedanke bei mir auch schon mal eingeschlichen hat, dass ich einen Anspruch darauf hätte, dass mir Gott eine sehnliche Bitte erfüllt. Z.B. weil ich seit vielen Jahren Christ bin und mich für ihn engagiere, im Gegensatz zu Leuten, die gar nicht an Gott glauben. Aber das ist natürlich Unsinn! Ich habe bei Gott gar nichts verdient, ich habe keinen Anspruch, sondern es ist alles Gnade.

Ein Pastor hat einmal einen Brief von jemand bekommen. Darin stand: "Ich bin in großer Verwirrung. Ich bete seit langem um eine Sache, von der ich überzeugt bin, dass sie nach Gottes Willen ist, aber ich bekomme sie nicht. Ich bin schon dreißig Jahrelang lang Mitglied meiner Gemeinde und habe immer versucht, treu zu sein. Ich bin seit 25 Jahren Leiter der Sonntagsschule und seit 20 Jahren Gemeindeältester, und doch erhört Gott mein Gebet nicht. Können Sie es mir erklären?"

Der Pastor antwortete ihm: "Wenn wir wollen, dass Gott unsere Gebet erhört, müssen wir die Vorstellung aufgeben, dass wir irgendwelche Ansprüche bei Gott erheben könnten. Kein einziger verdient irgendetwas von Gott. Wenn wir bekämen, was wir verdienten, müsste jeder einzelne von uns die Ewigkeit in der Hölle zubringen. Aber Jesus Christus hat große Anrechte an Gott und wir sollten in unseren Gebeten nicht aufgrund unserer eigenen guten Taten, sondern aufgrund der Rechte Christi zu ihm kommen."

Einen Unterschied möchte ich dabei machen: Wir haben das Vorrecht, wie Kinder zu ihrem Vater zu kommen und an seinen Gütern Anteil zu bekommen. So wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn der Vater zu seinem älteren Sohn sagte: "Alles, was mein ist, ist dein." Wir haben dieses Vorrecht als Kinder Gottes, aus Gnade, aber wir haben keinen Anspruch an Gott durch unsere guten Taten. Das ist der Unterschied.

Im Namen Jesu zu beten bedeutet also zu erkennen, dass wir absolut keine Verdienste oder Ansprüche an Gott haben, dass wir nicht im eigenen Namen bitten können. Aber durch Jesus und durch seine Rechte beim Vater ist es möglich, dass wir uns voller Vertrauen Gott nahen können. Wir bitten in Jesu Namen.

Und noch ein dritter Punkt kommt schließlich dazu.



3. Im Namen Jesu zu beten heißt, in seiner Kraft und Autorität zu beten.



Petrus ist einmal auf einen Bettler getroffen, der von Geburt an gelähmt war. Dann hat er einfach zu ihm gesagt: "Im Namen Jesu Christi, geh umher!" Und der Gelähmte sprang wirklich sofort auf seine Beine! Die geistlichen Leiter unter den Juden fragten Petrus: Mit welcher Kraft oder in wessen Namen hast du das getan? Da sagte Petrus: Im Namen Jesu Christi, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch. (Apg. 4, 7-10).
Hier ist klar: Als Petrus zu dem Gelähmten sagte: Im Namen Jesu Christi, geh umher! Dann sagte er soviel wie: "In der Autorität, die Jesus über deine Krankheit hat, in seiner Kraft, dich zu heilen, sage ich dir: Steh auf!" Petrus beruft sich auf die Vollmacht von Jesus, er nimmt seine Kraft in Anspruch und glaubt an sie. Nur so kann er den Gelähmten heilen.

Jesus überträgt uns auch heute seine Vollmacht übertragen. Wir dürfen in seinem Namen mit Autorität beten. In Mk 16 sagte Jesus nach seiner Auferstehung: "Durch die, die zum Glauben kommen, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben ... und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden."
Es gibt bei mir immer wieder Situationen, in denen ich merke, jetzt ist es dran, im Namen Jesu eine innere Bindung, Festlegung zu lösen, oder bei Anfechtungen den Feind zurückzuweisen, oder auch bei Krankheiten bewusst im Namen Jesu zu beten und dabei auf die Macht Jesu zu vertrauen.

Was ist das Ziel, wenn wir im Namen Jesu beten lernen? Zum einen geht es darum - den Vater zu verherrlichen:

Joh. 14,13: "Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird." D.h. dass die Menschen Gottes wunderbares Handeln sehen und sie ihn ehren. Gott zu verherrlichen geschieht v.a. dadurch, dass wir für Gott Frucht bringen:
Jesus sagt: "Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt"

Zum anderen geht es um - unsere Freude:
Joh. 16: "Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist."
Ein liebender Vater ist glücklich, wenn er seine Kinder beschenken kann und ihre Freude sieht.


Quelle: Ursula Kischkel, Wörnersberger Anker