Der fünffältige Dienst



Arnd Kischkel, 3.4.04


Im Gebet sehe ich einen Engel, der eine Geburtstagstorte in den Händen hält. Auf ihr brennen fünf Kerzen, die ein helles Licht verbreiten. Der ganze Erdkreis scheint davon berührt zu sein. Und man hört einen Lobgesang, der von etwas Neuem kündet. Das Licht, das von den Kerzen ausgeht, setzt viele andere Lichter in Brand, und die Kraft des Heiligen Geistes wirkt an vielen Orten sehr stark.

Dann kommt ein Wagen gefahren, auf dem sitzen fünf Jüngerinnen und Jünger des Herrn. Sie sind unterwegs zu einem Dienst in der Gemeinde. Dabei ist zu erkennen, dass sie evangelistisch und prophetisch dienen, in der Lehre, als Apostel und Hirten. Es sieht aus, als wenn sie alle unterschiedliche Blasinstrumente tragen, die ihren besonderen Dienst charakterisieren. Aber sie versuchen zunächst, das passende Mundstück auf das Instrument zu setzen. Jeder scheint damit beschäftigt zu sein, die richtigen Töne hervorzubringen. Mancher ist sogar etwas stolz darauf. Handelt es sich hier um Solisten oder um ein Ensemble?

Der Weg, auf dem sie unterwegs sind, zeigt keine gute Beschaffenheit. Immer mehr Schlaglöcher und Unebenheiten treten auf, dazu ist der Boden feucht und aufgeweicht.

„In dieser schwierigen Zeit,“ sagt der Evangelist, „ müssen wir den Menschen die erlösende und errettende Botschaft von Jesus Christus bringen. Noch ist es Zeit und viele haben heute eine Sehnsucht nach dem Reich Gottes.“

„Zuerst kommt es darauf an, den Menschen den Spiegel vorzuhalten“, meldet sich die mitreisende Prophetin zu Wort“, sie müssen die Zeichen der Zeit und die Motive ihres Herzens erkennen.“

„Vor allem ist es wichtig, dass heute biblische Maßstäbe neu gelehrt und den Menschen nahegebracht werden,“ sagt darauf hin die Lehrerin, die auch mit im Wagen sitzt. „Wie viele haben heute jede Orientierung verloren!“

„Wir müssen ein umfangreiches, neues Netzwerk christlicher Dienste und Gemeinden aufbauen, das den Menschen, die haltlos geworden sind, die Möglichkeit gibt, geistliches Leben kennen zu lernen,“ äußert der Apostel und versucht, einen kräftigen Ton aus seinem Horn hervorzubringen.

„Wenn wir uns heute nicht wirklich um jeden einzelnen Menschen kümmern, und er Gottes Liebe dadurch erfahren kann, wird unser Zeugnis unglaubwürdig sein und den Weg zu Jesus nicht ebnen helfen,“ meint schließlich der Hirte. Dann lehnt er sich leicht zurück und schaut in den Himmel, als wollte er sich von der himmlischen Vaterliebe bescheinen lassen.

Kurze Zeit später fährt der Wagen vor einem Gemeindesaal vor. Darin warten schon viele Menschen, die gespannt sind, wie das angekündigte Team ihnen wohl dienen und weiterhelfen würde. Viele Menschen sind zu sehen, die in existentieller Not sind, und die in diese Versammlung ihre letzte Hoffnung gesetzt haben. Auch Jugendliche und Kinder sind zu sehen. Und alle haben irgendwo eine Sehnsucht, das Wort Gottes zu hören und seine Kraft zu erfahren.

Als die fünf aus dem Wagen in den Saal kommen, tragen sie alle ihre Instrumente. Mittlerweile ist jeder so geübt und trainiert, dass er darauf spielen kann. Jeder von ihnen spürt, dass die hinter ihnen liegende Wegstrecke auch nötig war, um in den eigenen Gaben zu wachsen.

Nun tritt der Gemeindeleiter hervor und begrüßt die Angereisten. Er geht davon aus, dass sich das Team gemeinsam auf diesen Einsatz vorbereitet hat und übergibt nun offiziell die Leitung an sie. Daraufhin stehen die fünf Dienerinnen und Diener des Herrn relativ verlegen vor der Versammlung. Jeder wüsste sofort, was er alleine spielen könnte, aber alle zusammen....

Warum haben sie sich nur nicht abgesprochen? Warum haben sie sich nicht mehr ausgetauscht? Warum haben sie nicht einen gemeinsamen Plan und Ablauf entworfen, in dem jeder seine Gabe hätte einsetzen können?

Den Evangelisten hält es kaum, als er die vielen jungen Leute sieht. Schließlich fängt er an zu predigen. Als nach der Predigt einige junge Leute nach vorne kommen, betet die Prophetin für sie und spricht mit ihnen über ihre Berufung. Anschließend bietet die Lehrerin noch spontan einen Workshop an, in dem sie über missionarischen Gemeindeaufbau lehrt. Der Apostel, der mit dabei ist, initiiert im Anschluss die Gründung eines Arbeitskreises für entsprechende Aktivitäten. Der Hirte hat sich am Schluss zwar mit einigen recht intensiv unterhalten, wirkt aber insgesamt doch etwas verloren.

Als das Team dann auf der Rückfahrt wieder im Wagen sitzt, unterhalten sie sich intensiver wie vorher. Sie haben gemerkt, dass sie sich gegenseitig brauchen und ergänzen können. Sie beginnen, sich für den Dienst und das Instrument des anderen zu interessieren.

„Wir sind noch kein richtiges Orchester!“ meint der Evangelist. „Wenn unsere Gaben zusammenfließen, dann wird dies wunderbar klingen und der Heilige Geist wird stark wirken,“ entgegnet daraufhin die Prophetin. „Ganze Gemeinschaften und Orte können sich durch unseren Dienst verändern,“ sagt daraufhin der Apostel.

Die Lehrerin blättert in der Bibel und liest den anderen aus dem 1. Korintherbrief vor:

„Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen." (12,4-6)