Die Liebe Jesu


- Frucht bringen in Geduld



Arnd Kischkel, 11.12.04

Während einer Anbetungszeit war ich mit einem Mal von einem Meeresrauschen umgeben. Ein sanfter Wind wehte und Wellen schäumten, überschlugen sich und berührten immer mehr vom Land. In der Ferne war ein Schiff zu sehen, das seinen Kurs auf die Küste nahm und im Sonnenlicht erschien es glänzend, hell und würdevoll. Als es näher kam, waren Matrosen zu sehen, die überall auf dem Schiff nach dem Rechten sahen und eine Ankunft vorzubereiten schienen. Zwischen ihnen stand jemand in einem weißen Gewand, der ihnen Anweisung zu geben schien. Kurz bevor das Schiff nun einen Anleger erreichte, war am Bug auch sein Name zu erkennen, dort stand ganz einfach: „Die Liebe Jesu“.

Als das Schiff angelegt hatte, schienen die Wellen höher und der Wind stärker zu werden. Die Brandung wirkte nun fast ungestüm, als könnte sie sich nicht länger zurückhalten. Und mittlerweile waren viele Menschen herzugekommen, alte und junge, die alle dieses Schiff anschauen wollten, da es von weit her zu kommen schien.

Willkommen an Deck

Auf Deck hatte sich die gesamte Mannschaft zu einer Ehrenformation aufgestellt und der Kapitän in seinem weißen Gewand stand an ihrer Seite. So wie man einen Staatsgast oder eine berühmte Persönlichkeit empfängt, wurde jeder einzelne Gast auf dem Schiff empfangen. So betrat auch ich im Geist dieses Schiff und sobald ich die Planken an Bord berührte, trat ein Stabsoffizier vor. Er hielt ein Buch in der Hand – die Bibel – und er schien jedem Neuankömmling daraus ein Wort vorzulesen. Mir las er aus Lukas 8, 14 vor: „Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“

Daraufhin kam ein Steward auf mich zu und sprach mich an: „Mein Herr, willkommen auf dem Schiff der Liebe Jesu. Unser Kapitän, der Herr Jesus Christus, weiß es sehr zu schätzen, dass sie sich die Zeit nehmen, um diesem Schiff ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Erlauben Sie, dass ich Sie auf dem Schiff herumführe und ihnen seine Ausstattung und seine wichtigsten Errungenschaften zu zeigen.

Ich war von der Freundlichkeit und Sanftmut des Steward ganz angetan. Wie wäre es möglich gewesen, dieser Einladung zu widerstehen. Was mochte wohl dieses Schiff in seinem Inneren bergen, ein Schiff, das den Namen „Die Liebe Jesu“ trug.

Der Steward lud mich zuerst zu einem Erfrischungsgetränk ein. „Bevor wir uns hier umsehen, brauchen Sie erst einmal eine Stärkung. Der Heilige Geist möchte Sie auf diesem Schiff berühren. Wenn Sie ihn einladen und dies hier trinken, wird er auf sie kommen. Öffnen Sie sich für das, was er Ihnen hier zeigen und Ihnen schenken möchte.

Bevor ich das Glas nahm, sah ich um mich herum im Empfang noch eine Reihe weiterer Gäste stehen, die schon etwas getrunken hatten. Bei einigen von Ihnen sah ich Freude in ihrem Gesicht, andere weinten, andere wirkten in Aufbruchstimmung. Aber alle schienen in einer ganz persönlichen Weise von der Kraft Gottes angerührt zu sein.

Der Steward sagte: „Jesus möchte zunächst alle mit seiner Liebe berühren. Sie soll in ihnen das freisetzen, was sie bislang zurückhielten. Jeder soll das spüren und zeigen können, was in ihm steckt. Der Heilige Geist ermöglicht Schritte aufs offene Meer hinaus....“

So trank auch ich das Glas aus, das mir gereicht wurde. Und plötzlich musste ich schmunzeln über all das, was ich in letzter Zeit so ernst und schwer genommen hatte. Es war doch nicht zu fassen, wie ich mich davon so gefangen nehmen lassen konnte. Also diesen Begrüßungstrunk der Liebe Jesu brauchte ich in Zukunft öfter. Er schmeckte irgendwie nach mehr. Ob Jesus mich verführen wollte...?

Willst du ein Überwinder sein?

Als wir den Empfangsraum verließen und wieder an Deck waren musste ich mich plötzlich an der Reling festhalten. Das Schiff schwankte und mir war es, als wenn jemand einen von hier fortziehen wollte. Der Feind Gottes schien diesen Ort mit äußerstem Argwohn zu beobachten und jedes längere Verweilen behindern zu wollen. So betete ich kurz und auch der Steward legte seinen Arm um meine Schulter und machte mir Mut. „Es gibt viele hier, die zwischendurch abbrechen, obwohl sie schon etwas von der Liebe Jesu gekostet haben. Plötzlich werden ihnen andere Dinge wieder wichtiger. Aber, wenn der Herr seine Kinder erfrischt und gestärkt hat mit seiner Liebe, möchte er sie auch auf die Probe stellen. Werden sie von ihm das ganze Maß der Liebe erwarten und erbeten? Wollen sie wirklich überwinden? Werden sie zu ihm wie die bittende Witwe sagen: „Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher!“ (Lukas 18,3)

Zu meinem Erschrecken sah ich nun eine ganze Reihe von Besuchern des Schiffes, die es in diesem Augenblick verließen. Ihnen schien ein kleiner Einblick, eine kleine Kostprobe zu genügen. Viele drehten sich auch gar nicht mehr um, weil sie meinten, schon wieder anderes erledigen zu müssen. Doch der Steward neben mir mahnte mich. „Wir haben noch eine ganze Menge vor uns. Kommen Sie mit unter Deck in den großen Versammlungsraum. Dort erwartet uns der Kapitän mit seiner Crew. Das Schiff wird zudem gleich ablegen.“

Während wir eine Treppe heruntereilten, wurden schwere Taue gelöst, Segel wurden gehisst. Die Matrosen waren mit Feuer und Eifer dabei, das Schiff flott zu machen und auf Kurs zu bringen. Und zügig ging es aufs offene Meer hinaus, so dass die Küste schließlich nur noch als dünner Streifen am Horizont zu sehen war.

Die festliche Tafel

Im Versammlungsraum hatten viele Mitarbeiter in der Zwischenzeit eine festliche Tafel gedeckt. Auf jedem gedeckten Platz stand ein Tischkärtchen mit Namen, so als wenn schon vorher genau klar gewesen wäre, wer an Bord bleiben würde. Und nachdem alle Platz genommen hatten, erschien Jesus in seinem weißen Gewand. Er sagte zu uns:

„Das Evangelium soll in der Endzeit noch einmal allen Menschen verkündigt werden und viele sollen gerettet werden. Ich möchte euch heute einladen zu einem Fest meiner Liebe. Denn nur wenn ihr diese Liebe wirklich in eurem Herzen erfahren habt und sie euch erfüllt, könnt ihr zu Kämpfern des Lichts werden. Dann sucht ihr nicht mehr euch selbst, sondern das Feuer, das in euch brennt, zieht euch unwiderstehlich zu den Verlorenen und Armen, zu den Verzweifelten und Kranken.

Vielleicht habt ihr lange versucht, für mich etwas zu leisten. Aber so funktioniert das Reich Gottes nicht. Das Reich Gottes lebt von dem, was ich euch schenke und gebe. Ich decke euch den Tisch im Angesicht eurer Feinde und schenke euch voll ein. Legt alles ab, was euch Mühe gemacht und euch beschwert hat. Euch soll es leicht ums Herz werden durch meine Liebe.“

Viele der Gäste schauten Jesus mit großen Augen an. Etliche wirkten unruhig und gestresst. Für sie war es anscheinend sehr ungewohnt, sich bedienen zu lassen. Sie schienen sich zu fragen: Welche Bedeutung habe ich denn noch, wenn mir hier einfach alles auf den Teller gelegt wird? Anderen fielen nun plötzlich wieder verschiedene Termine zu Hause ein. Sie wären am liebsten aufgestanden und gegangen. Aber auf wunderbaren Instrumenten erklangen nun Anbetungslieder, die immer wieder dazu einluden, auf Jesus zu schauen, in seine liebevollen Augen. Was würde er nun jedem auf den Tisch legen, wie würde er jedem dienen, was würde er ihm geben?

Jesus schenkt voll ein

Es folgte nun eine Zeit, in der es sich der Herr nicht nehmen ließ, zusammen mit seiner Crew von Platz zu Platz zu gehen. Jedem legte er etwas ganz Persönliches auf den Teller. Manchmal entsprach es den leiblichen Bedürfnissen. Manchmal war es etwas, das Verwundungen des Herzens heilte, manchmal war es etwas, das den Geist aufrichtete und zu mehr Selbständigkeit verhalf. Immer aber war eine geistliche Ausrüstung dabei, z.B. ein Schwert, das für das Wort Gottes steht oder ein Gefäß mit neuem Wein, der die Kraft des Heiligen Geistes symbolisiert. Und auch Geistesgaben legte der Herr wie Geschenke für jeden einzelnen bereit.

„Nun lasst euch Zeit, werdet stark. Genießt die Früchte, trinkt vom Wein und werdet fest im Glauben. Eure Feinde werden erzittern, wenn ihr es euch schmecken lasst und ich in allem euer Versorger sein darf. Erkennt in eurem Herzen, wie sehr ich euch liebe und wie kostbar ihr für mich seid. Nichts, was ihr tun könntet, könnte diese Liebe mehren.“

Nun begann ein Fest, wie ich wohl noch keins in meinem Leben gesehen habe. Es herrschte eine auffallende Stille, weil jeder zunächst mit dem beschäftigt war, was Jesus ihm auf den Tisch gestellt hatte. Einige schienen starke Nachholbedürfnisse zu haben. Sie schlangen das Köstliche nur so in sich hinein. Andere waren so verwirrt darüber, dass ihnen jemand so reichhaltig gab, das sie lange an einem Stück herumkauten und ängstlich um sich blickten. Wider andere rückten alles ganz genau vor sich hin aus Angst, der Nachbar könnte sich daran vergreifen.

Freude bricht sich Bahn

Doch in der Gegenwart des Herrn wurde die Atmosphäre mit der Zeit lockerer. Immer mehr schienen die Gaben Jesu gut zu tun und freizusetzen. Die Gesichter wurden entspannter und es entwickelten sich immer mehr Gespräche untereinander. Schließlich konnte man sogar vereinzeltes Lachen hören. Und dann konnte man welche sehen, die ihr Glas erhoben und riefen: “Danke Jesus! Danke für deine Liebe, danke für das, was du uns gibst.!“

Auch ich ging auf andere zu, wir setzten uns zusammen und schmiedeten Pläne: Wie konnten wir Jesus nur etwas für seine Liebe zurückgeben, die er uns am Kreuz und nun auch bei diesem Fest erwiesen hatte. Wie konnten wir ihm unsere Dankbarkeit zeigen.

Jesus schien unsere Gedanken lesen zu können: „Nun sehe ich, dass euer Herz von meiner Liebe und von Dankbarkeit erfüllt ist, das allein ist der Schlüssel für ein geisterfülltes Leben. Nun fürchtet ihr nicht mehr die Menschen und sucht ihre Anerkennung. Jetzt habt ihr erlebt, dass ich den Durst eurer Herzen stillen kann!“

Als Jesus das sagte, gab es kein Halten mehr. Wir brachen alle in Jubelschreie aus und riefen: Jesus, Jesus, Jesus! Einige klatschten in die Hände, andere sangen und wieder andere beteten in neuen Sprachen. Freude machte sich Bahn mitten auf diesem Schiff im offenen Meer.

Retter stehen bereit

Als wir so jubelten, merkten wir, dass ein gewaltiger Sturm aufgezogen war. Unser Schiff wurde von mächtigen Wellen emporgehoben und sank wieder in die Tiefe. Die Mitarbeiter des Schiffes wirkten ruhig und gelassen. „Dies sind die Stürme, die kommen werden,“ sagten sie. „Viele werden in Seenot geraten und alles verlieren. Aber ihr seid berufen, sie einzuladen, unser Schiff zu erreichen, damit sie die gute Nachricht hören.

So gingen schließlich alle an Deck. Die See war aufgewühlt und überhangen mit dunklen Wolken. Überall in nah und fern erkannte man Schiffbrüchige, sinkende Schiffe und verzweifelte Menschen, die um Hilfe schrieen.

Nun gab Jesus Anweisung und wir folgten ihm. Rettungsbote wurden herabgelassen und Mannschaften gebildet. Die Trupps geboten dem Sturm, zogen Menschen aus dem Meer, sie erzählten von Jesus und trieben die Dunkelheit vor sich her. Und mitten im Elend der Menschen, die wir sahen, erinnerte ich mich plötzlich wieder an das Wort, das mir der Offizier beim Betreten des Schiffes zugesprochen hatte: „Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld“ (Lukas 8, 14).