Die Kraft des Glaubens


Arnd Kischkel



Die Öllampe

Der Glaube an Jesus ist eine Erwiderung auf seinen Glauben an uns Menschen. Man könnte sich Jesus vorstellen, wie er den Docht einer Öllampe in unseren Herzen sieht, den er gerne zum Brennen bringen möchte. Immer wieder sind die Funken seiner Liebe nötig, um dieses Licht, diese Hoffnung und diesen Glauben in uns zu entfachen.

Über die Weisen aus dem Morgenland wird berichtet, wie sie aus einem fernen Land aufbrachen, um irgendwo in einem ihnen unbekannten Land ein Kind anzubeten, das gerade geboren war. Der Blick auf einen ungewöhlichen Stern am Himmel reichte aus, um in ihnen den Glauben zu entfachen, dass sich etwas ganz Ungewöhnliches, Übernatürliches ereignen würde. Sonst hätten sie sich wohl nicht aufgemacht und hätten so viele Kostbarkeiten mitgenommen.

So fragen sie den weltlichen Machthaber der damaligen Zeit: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben durch den Propheten.“ Matthäus 2, 1-5)

Wenn weltliche Instanzen dem Glauben an das Übernatürliche und Gottes Eingreifen begegnen, erschrecken sie oft. Das war damals in Rom so, man kann es heute in China aber auch bei uns beobachten. Denjenigen, der Macht aus eigenen Stücken ausübt ohne sich einer höheren Instanz zu verpflichten, bedroht nichts so sehr wie Menschen, die sich gerade von so einer Instanz abhängig machen. Insofern werden Leute, die einen kindlich unerschütterlichen Glauben haben, häufig sehr schnell angegriffen. Und die, die mehr an das eigene Können glauben, sind dagegen akzeptiert und willkommen.


Die Quelle und der Weg

Es gibt zwei Prinzipien, die lebendigen Glauben immer wieder wachrufen. Das eine Prinzip könnte man mit dem Wesen einer Quelle vergleichen. Eine Quelle umgibt oft etwas Geheimnisvolles. Woher kommt das Wasser, das sie unentwegt hervorbringt, weitergibt, regelrecht verschenkt? Dieses Wasser kommt meist aus unterirdischen Wasseradern, die sich vielfältig verzweigen und die wir nicht sehen können.

Bei der geistlichen Quelle, die unseren Glauben speist ist es genau so. Wir können zwar zu dieser Quelle gehen und aus ihr schöpfen, wir können aus ihr trinken. Aber wir können nicht genau sehen, woher das lebendige Wasser kommt und wer es uns gibt, das können wir nur glauben. Wir stehen also auch im Glauben vor so einer sprudelnden Quelle und vertrauen darauf, dass es ein liebender, gütiger Vater ist, der uns durch sie beschenkt und erfrischt.

Das zweite Prinzip könnte man vergleichen mit einem Weg durch eine schmales und dunkles Tal. Der Weg im Tal verengt sich immer wieder derart, dass die Sicht völlig versperrt ist, dass man eigentlich nicht mehr darüber hinausschauen kann. Und doch spürt man im Herzen, dass dieses Tal ein Ende haben wird, dass der Weg wieder in die Höhe führen wird, man glaubt einfach daran. Engpässe im Leben werden ja oft nur als störend und beschwerlich erlebt und dargestellt. Es wird unwahrscheinlich viel investiert, sie zu meistern, sie zu bewältigen oder sie auszublenden. Aber eigentlich können diese Wege durch enge, dunkle Schluchten den größten Glauben hervorbringen. Je länger und tiefer die Wege führen umso stärker kann die Verzweiflung sein, aber umso fester kann auch der Glaube wachsen.


Der neue Bund

Im Hebräerbrief wird beschrieben, wie die Israeliten zunächst nur im Schatten des Himmlischen ihren Weg gingen. Die göttliche Weisung erging jeweils an Mose, als er die Stiftshütte errichten sollte (2.Mose 25,40): »Sieh zu«, sprach er, »dass du alles machst nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist.«

Dann heißt es weiter: „Nun aber hat er ein höheres Amt empfangen, wie er ja auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist. Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen andern gesucht.

Denn Gott tadelt sie und sagt (Jeremia 31,31-34): »Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tage, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen. Denn sie sind nicht geblieben in meinem Bund; darum habe ich auch nicht mehr auf sie geachtet, spricht der Herr.

Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein. Und es wird keiner seinen Mitbürger lehren oder seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie werden mich alle kennen von dem Kleinsten an bis zu dem Größten.

Denn ich will gnädig sein ihrer Ungerechtigkeit, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken.“ Indem er sagt: »einen neuen Bund«, erklärt er den ersten für veraltet. Was aber veraltet und überlebt ist, das ist seinem Ende nahe. (Hebräer 8,6-13)

Was bedeutet dieser neue Bund für unseren Glauben? Gott sagt, dass er sein Gesetz in unseren Sinn und in unser Herz schreiben möchte und dass er dann dadurch uns gehört und wir ihm. Glauben wächst dann nicht dadurch, dass wir uns gegenseitig belehren, sondern dadurch dass Gott in uns wohnt, wir sein Eigentum sind.


Der Glaube in der Endzeit

Der Glaube lässt sich nicht einfach messen, an den Zeichen und Wundern die einem Dienst folgen auch nicht an seinem Erfolg.

Jesus sagt in Matthäus 7: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.

Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan?

Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ (Matthäus 7, 21-23)

Der Glaube ist da stark, wo ich im Willen des Vaters bin. Ich darf um diesen Willen ringen, vielleicht fällt es mir manchmal auch schwer, ihn zu erkennen oder mich auf ihn einzulassen. Aber ich darf sicher sein, wenn mir Gott seinen Willen offenbart hat, ich ihn innerlich als wahr erkenne, und ich dann an ihm festhalte und danach handle, dann kann mein Glaube in ungeahnte Tiefen vordringen.

Fragen:

Was deutet sich vor mir an wie ein Stern, so wie bei den drei Weisen? Wo müsste ich mich aufmachen?

Der Vater legt sein Gesetz in mein Herz. Kann ich mich für den Bund, den er mit mir geschlossen hat, neu entscheiden?

Was ist i.M. der Wille Gottes für mich. Kann ich es klar erkennen? Kann ich ihm leicht folgen?