Abraham ist unser Vater


-Siegreich sein im Glauben

Arnd Kischkel, 14.12.04

Während ich betete hatte ich mit einem Mal den Eindruck von einer wunderschönen Hochebene. Sie glänzte in einem hellen goldenen Licht und eine ganze Reihe Wanderer schienen sie schon erreicht zu haben. Sie sonnten sich dort und man konnte erkennen, dass Engel ihnen dienten.

Auch mich zog es zu dieser Anhöhe hinauf, doch ich merkte, dass ich noch ein gutes Stück zu klettern hatte. Der Weg war zudem nicht ganz ungefährlich. Unweit von mir kletterten noch andere Leute eifrig hinauf. Fast wirkte es wie ein Wettkampf, wer würde wohl als erster das Ziel erreichen?


Die Gedanken schweifen ab

Neben mir lief eine junge Frau. Mitunter schien sie zu weinen. Was mochte sie nur so bekümmern, wo wir doch zu diesem hellen Hochplateau unterwegs waren?

„Warum sind sie so traurig, was bedrückt sie?“ fragte ich sie. „Ich habe mich vor einer ganzen Weile entschieden, hier hinaufzuklettern. Aber eigentlich habe ich meiner Freundin auch versprochen, ihr im Haushalt mit zu helfen. Wir wollten uns auch einmal wirklich Zeit füreinander nehmen. Sie braucht mich im Moment sehr.“

Als die junge Frau das sagte, schweiften meine Gedanken ab. Plötzlich fiel mir meine Schwester ein, die mich ja zu einem Konzert eingeladen hatte. Es sollten Stücke von Bach aufgeführt werden, die ich so liebte. Während wir nun so weiter liefen, dachte die junge Frau wohl an ihre Freundin und ich an meine Schwester. Und so liefen wir und verloren irgendwie das Hochplateau aus den Augen. Wir merkten nicht, dass es dunkler und dunkler um uns wurde.

Eine letzte Warnung

Wir schreckten hoch, als plötzlich eine Reihe hochgewachsener Männer vor uns standen, die uniformiert waren. „Wo wollen Sie hin?“ fragten sie uns barsch.

„I-c-h, äh i-c-h wollte eigentlich zu diesem Hochplateau dort oben. Ja, wir hatten uns vorgenommen, diese wunderbare Ebene noch heute zu erreichen.“

„Ihr seid weit vom Weg abgekommen. Noch einige Schritte weiter und es hätte für euch gefährlich werden können. Hier sind feindliche Truppen stationiert. Sie greifen jeden an, der ihr Territorium betritt. Seid demnächst wachsamer und bleibt auf dem Weg!“

Die Männer in Uniform signalisierten uns, dass sie beim nächsten Mal womöglich nicht mehr bereitstünden. Dann würden wir wohl ungehindert dem Feind in die Arme laufen.

Die junge Frau ließ sich nach dieser Begegnung mit den Wachtposten erst einmal zu einer kurzen Pause im Gras nieder.

„Es ist irgendwie unwahrscheinlich schwer, auf diese Hochebene zu kommen. Ich habe das Gefühl, dass ich um so mehr in Gedanken abgelenkt bin, je näher wir ihr kommen. Ich weiß, dass Jesus mich zu diesem geistlichen Standard berufen hat, der dort oben herrscht. Aber ich habe das Gefühl, ich schaffe es nicht. Der Widerstand ist zu stark.“

Geistliche Kampfführung

„Wir dürfen uns nicht kampflos ergeben“, sagte ich, „wir üben jetzt geistliche Kampfführung. Dann las ich Philipper 3,7-11 vor:

„Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird. Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.“

Als wir die Verse gelesen hatten, beteten wir noch gemeinsam und baten den himmlischen Vater um Vergebung für all das, was uns wichtiger geworden war wie seine Verheißung, die er uns gegeben hatte.

Dann brachen wir mit neuem Glaubensmut auf und nach einiger Zeit tauchte erneut die Hochebene vor unseren Augen auf und immer mehr zog uns ihr Licht an. Irgendwie musste eine sehr befreite Atmosphäre dort oben herrschen. Es war, als wenn man Lieder von dort oben hörte, die aus dem Geist geboren waren. Und es schien jemand zu rufen. Er schien die zu ermuntern und zu ermutigen, die zögerten oder zweifelten, ob sie es wirklich schaffen könnten.

Mit einem Mal zog ein schweres Unwetter auf, der ganze Höhenzug schien mehr und mehr von schweren Gewitterwolken umgeben zu sein. Aber auf der Höhe vor uns blieb es hell und freundlich. Schließlich schlugen an den verschiedensten Stellen Blitze ein, es donnerte, regnete und stürmte. Aber trockenen Fußes erreichten wir nun die Höhe, wo wir von vielen anderen Glaubensgeschwistern mit Freude empfangen wurden.

Die Kinder Gottes schauen ins Licht

Es gab ein Wiedersehen mit einigen von ihnen, die man hier oben nicht vermutet hätte, die in der Gemeinde oft eher unscheinbar waren. Andere gab es, die als Kämpfer im Reich Gottes bekannt waren. Es herrschte eine lichte Freude hier, eine Geschlossenheit, eine entschiedene Ausrichtung auf Jesus. Und seine Stimme war so wunderbar klar zu hören.

Die ganze Atmosphäre erinnerte mich an den Römerbrief 4,15+16: „Denn das Gesetz richtet nur Zorn an; wo aber das Gesetz nicht ist, da ist auch keine Übertretung. Deshalb muss die Gerechtigkeit durch den Glauben kommen, damit sie aus Gnaden sei und die Verheißung festbleibe für alle Nachkommen, nicht allein für die, die unter dem Gesetz sind, sondern auch für die, die wie Abraham aus dem Glauben leben. Der ist unser aller Vater.“

Im Glauben fühlte ich mich hier oben sicherer, Zweifel nagten weniger. Es war leichter, die Fülle Christi zu erfassen und sich mit lebendigem Wasser füllen zu lassen. Es war kein Ort ohne Probleme. Im Gegenteil, von hier aus waren die Krisen und Nöte nur umso klarer zu sehen und zu unterscheiden. Und die Wolken versuchten, auch diesen Ort zu verdunkeln.

Aber die Kinder Gottes schauten ins Licht, proklamierten das Wort Gottes und geboten den Mächten und Gewalten. Sie hatten endlich zu dem Platz gefunden, von dem aus sie siegreich sein konnten.