Durchdringendes Gebet


von Michael Kimuli, Uganda

Bitten - die erste Ebene des Gebets

In Lukas 11,1-13 fragten die Jünger den Herrn Jesus, ob Er sie das
Beten lehren könne. Jesu Antwort ist uns allen als das "Vater Unser" bekannt.
Der Herr schenkte den Jüngern dieses Gebet als ein Muster, das sie als
Grundlage für ihre gemeinsamen, aber auch für ihre persönlichen Gebete
verwenden sollten. Er wies sie nicht an, dieses Gebet Wort für Wort aufzusagen,
es sollte vielmehr eine Hilfe und ein Leitfaden für sie sein. Matthäus' Bericht der
gleichen Begebenheit arbeitet diesen Punkt deutlicher heraus. Nach Matthäus
6,9 sagte der Herr: "Darum sollt ihr so beten." Beachte das Wort "so", es
steht für "dem folgenden Modell entsprechend", "in dieser Art".

Mit Lukas 11,1-13 lehrt uns der Herr zugleich, dass es verschiedene
Arten des Gebets gibt (lies Epheser6,18, wo von "Bitten" und "Flehen" die Rede
ist):

1. Gemeinschaft - " Vater unser im Himmel"
2. Lobpreis - "Dein Name werde geheiligt"
3. Fürbitte - "Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf
Erden"
4. Bitten - "Unser tägliches Brot gib uns heute"
5. Buße - "Und vergib uns unsere Schuld"
6 Befreiung - "Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von
dem Bösen"
7. Anbetung und Dank - "Denn dein ist das Reich und die Kraft und die
Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen"

Der Herr gab den Jüngern dieses Muster und lehrte sie sogleich über die
Wichtigkeit: beharrlich zu beten (lies Lukas 11,5-8). Nun möchte ich speziell auf
die Verse 9 und 10 eingehen. Dort heißt es: "Und ich sage euch auch: Bittet,
so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird
euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der
findet; und wer da anklopft, dem wird auf getan."

In diesen Versen lehrt uns der Herr das, was ich als die drei Ebenen des
Gebets zusammenfassen möchte. Die erste dieser Ebenen ist die des bittenden
Gebets, die zweite die des Gott suchenden Gebets, und die dritte schließlich die
des anklopfenden Gebets. Diese drei Ebenen sind klar voneinander
abzugrenzen und bilden einen notwendigen Bestandteil des wirkungsvollen
Gebets.

Bitten

Bittet, so wird euch gegeben. Bitten ist der Anfang des wirkungsvollen
Gebets, es ist wie das Erklimmen eines Berges: Du gehst unten los und bahnst
dir dann Schritt für Schritt deinen Weg nach oben. Beim bittenden Gebet
befindest du dich am Fuß dieses Berges.

Beim bittenden Gebet oder Bittgebet wendest du dich an Gott mit
Wünschen, bestimmte Dinge oder Angelegenheiten betreffend. Diese Art des
Gebets wird gut in Philipper 4,6 beschrieben: "Sorgt euch um nichts, sondern
in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor
Gott kundwerden!"

Auf dieser Ebene weißt du genau, was du Gott sagen und von ihm
haben willst. Vielleicht hast du dir sogar eine schriftliche Liste gemacht, die all
die Punkte enthält, die du mit Gott durchgehen möchtest.

Wirkungsvoll Bitten

Nun kann es immer wieder einmal passieren, dass deine Gebete nicht
jene Wirkung erzielten, die du wolltest. Woran liegt das? Es liegt daran, dass wir
bestimmte Bedingungen erfüllen müssen, damit unsere Bitten wirkungsvoll sein
können, - sonst werden wir auch nichts empfangen! Die Schrift nennt uns diese
Kriterien.

1. Im Glauben bitten
Matthäus 21,22: "Und alles, was ihr bittet im Gebet, wenn ihr glaubt, so
werdet ihr's empfangen."

2. Eine von Stabilität gekennzeichnete, lebendige und tiefe Beziehung mit dem
Herrn pflegen
Johannes 15,7: "Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben,
werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren."

3. Die richtigen Motive haben
Jakobus 4,3: "[...] ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht
bittet, nämlich damit ihr's für eure Gelüste vergeuden könnt."

4. In Übereinstimmung mit Gottes Willen bitten
1. Johannes 5,14-15; "Und das ist die Zuversicht, die wir haben zu Gott:
Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Und wenn
wir wissen, dass er uns hört, worum wir auch bitten, so wissen wir, dass
wir erhalten, was wir von ihm erbeten haben."

5. Konkret bitten

6. Lust am Herrn haben
Psalm 37, 4: "Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz
wünscht."

7. Deine Gebete auf die Verheißungen Gottes stellen

8. Rechter Wandel

Ein heiliger Wandel trägt wesentlich zur Wirksamkeit deiner Bittgebete bei.
Psalm 66,18: "Wenn ich Unrechtes vorgehabt hätte in meinem Herzen, so
hätte der Herr nicht gehört."

Aus dem Verstand bitten

Auf der Ebene des bittenden Gebets betest du hauptsächlich mit deinem
Verstand, dein Geist ist dabei kaum im Spiel. Wie ich bereits sagte, weißt du
beim Bittgebet genau, was du von Gott haben möchtest, weswegen auch keine
Notwendigkeit besteht, zu warten, dass Gott deinen Verstand mit Seinem Willen
erhellt. Du hast deine Wünsche, und du bittest Gott darum, sie zu erfüllen. Auf
dieser Ebene spricht also die meiste Zeit der Mensch zu Gott.

Obgleich diese Art des Gebets sehr wichtig ist, wird sie größtenteils im
Fleisch, also vom natürlichen Menschen praktiziert. Wer hier stecken bleibt, wird
niemals wirklich in die unmittelbare Gegenwart Gottes vordringen und
unmittelbare Gemeinschaft mit ihm haben.

Von Gott Dinge zu erbitten ist nicht, wie viele denken, das Gleiche wie
das Suchen Seines Angesichts. Dieses suchende Gebet geschieht unabhängig
von deinen Umständen und außerhalb deines Verstandes, du wünschst, dass
Gott Seinen Willen in deinen Willen legt. Gewiss, Gott hat versprochen, unsere
Bitten zu erfüllen. Er ermutigt uns sogar, zu bitten. Wir müssen aber erkennen,
dass es sich auf dieser Ebene des Gebets im Grunde genommen um einen
Monolog handelt, den wir an Gott richten. Im vorangegangenen Kapitel betonte
ich, dass echtes Gebet letztendlich ein Dialog ist. So dürfen wir niemals auf der
Ebene des bittenden Gebets stehenbleiben, wenn wir ein tiefes Verlangen nach
Gebet in uns verspüren und dieses wirklich stillen wollen.

Vielmehr sollten wir die nächste Ebene erklimmen: die Ebene des suchenden Gebets.
Das Bittgebet ist für gewöhnlich sehr anfällig für Wiederholungen. Du betest deine "Liste" von Anliegen durch und nach einigen Minuten schon stellst du fest, dass jene erschöpft ist, und so gehst du sie erneut durch, um länger im Gebet zu bleiben. Aber kurze Zeit später bist du wieder am Ende angelangt und abermals beginnst du von vorne. In dem Augenblick, in dem du eine Tendenz, dich zu wiederholen, in dir feststellst, ist es auch an der Zeit deine "Liste" beiseite zu legen und damit zu beginnen, Gottes Angesicht zu suchen.

Suchen - Die zweite Ebene des Gebets

In Psalm 42,1-3 heisst es: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so
schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem
lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes
Angesicht schaue? Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil
man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?" Diese Verse enthalten den
Kern dessen, was ich als suchendes Gebet bezeichne.

Irgendwann im Verlauf deiner Gebetszeit erreichst du einen Punkt, an
dem du das Beten aus dem Verstand zu verlassen beginnst - du trittst ein in
eine andere Sphäre des Gebets. Wenn du diese Grenze überschreitest, dir also
die Worte ausgehen, weil du deine "Liste" mehrfach bei Gott deponiert hast,
dann ist dein Herz bereit für das suchende Gebet. Dies wäre also mit Sicherheit
der falscheste Zeitpunkt mit dem Beten aufzuhören. Wenn du in deinen
Gedanken nichts mehr findest, was du Gott sagen könntest, dann ist der Moment
gekommen, zu einer tieferen Form des Gebets vorzustoßen. So viele Christen
betrügen sich um die Gegenwart Gottes, weil sie über das Bitten nicht
hinauskommen.

Aus dem Herzen beten

Wenn du aufgehört hast, aus deinem Verstand, aus dem Fleisch, aus
dem Natürlichen heraus zu beten , dann bist du bereit, aus deinem Herzen zu
beten. Der innere Mensch kann jetzt "die Kontrolle übernehmen", und du
beginnst, aus der Tiefe deines Herzens zu Gott zu flehen. Nun bist du nicht mehr
mit irgendwelchen "Dingen" oder Umständen beschäftigt, sondern du bist jetzt
bereit, dein Herz dessen Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Gott ausdrücken zu
lassen. Und eine Tiefe ruft die andere"

Du hörst dich Worte sagen wie "Ich brauche dich, Herr. Ich habe
Sehnsucht nach dir." Du kümmerst dich nicht länger um deine natürlichen
Bedürfnisse. Jetzt ist Gott selbst dein ganzes Bedürfnis.

Hunger nach Gott

Auf der Ebene des bittenden Gebets hast du mit Dingen wie
abschweifende Gedanken, mangelnde Konzentration etc. zu kämpfen. Das liegt
daran, dass du noch im Fleisch betest.

Wenn du die Ebene des suchenden Gebets erreicht hast, dann ist es die
Seele, also der innere Mensch, der agiert, - Gott selbst beginnt in dir zu beten!
Du entwickelst einen Hunger nach Gott, einen Hunger nach der geistlichen
Realität; du willst mehr von Gott, willst mehr von der geistlichen Realität. Dieser
Hunger wird nun zur treibenden Kraft deines Gebets. Du dringst zur Realität des
Heiligen Geistes vor. Es entsteht ein geistlicher Fluss, - auch der Wunsch, das
Gebet zu beenden, verschwindet. Gott zu berühren, Ihn zu spüren, die Realität
der Gegenwart des Vaters zu erfahren, ist nun alles für dich. Das sehnsüchtige,
tiefe Verlangen nach dem Herrn allein und nicht mehr der Wunsch, irgendwelche
Dinge zu erhalten, treibt dich zum Gebet.

Oh wie wunderbar das Beten wird, wenn du die Ebene des suchenden
Gebets erreicht hast! Oh wie köstlich ist es, dort angelangt zu sein, wo selbst die
Zeit ihre Bedeutung verliert! Alles, was du willst, ist Gott. Du willst keine Dinge.
Du willst keine Lösungen für Probleme. Du willst einzig und allein Gott. Das ist
Hunger!

Geschwister, jeder von uns kann zu dieser Ebene durchbrechen, wenn
wir nur lernen würden, etwas länger auf unseren Knien zu bleiben. Je länger wir
im Gebet bleiben, desto näher kommen wir Gott.

Zu viele Menschen geben zu früh auf. Ein Tag um den anderen verstreicht, ohne
dass sie jemals zu der Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist durchbrechen
würden. Sie fragen sich, warum ihre Gebete eine so trockene Angelegenheitbleiben und warum sie nie diesen Hunger nach Gott entwickeln. Das Problem ist,
dass sie auf der Ebene des bittenden Gebets stecken bleiben.
Geschwister, es gibt eine tiefere Wahrheit zu entdecken! Es existiert
fürwahr ein Punkt, an dem ihr beginnt, das Gebet zu genießen und fürwahr: Ihr
werdet Gott genießen!

Gott leitet

Auf der Ebene des suchenden Gebets leitet Gott. In diesem Moment wird
Römer 8,26 real erlebbar: "Desgleichen hilft auch der Geist unserer
Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sicb's
gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem
Seufzen."

Wie ich schon mehrfach betont habe, ist die Ebene des bittenden
Gebets der Bereich, wo du aus deinem Verstand heraus deine Angelegenheiten
vor Gott ausbreitest. Du sagst Gott, wie du diese oder jene Sache siehst. Auf der
Ebene des suchenden Gebets ist es der Hunger nach einer tieferen Intimität mit
Gott, der dich antreibt, weiter zu beten. Auf dieser Ebene streckt sich deine
Seele nach Gott aus, und der Herr unterstützt dich und beginnt, dich anzuleiten
- Er gibt dir Seine Worte in deinen Geist. Du weißt nicht, wie du deine Gefühle
adäquat in Worte kleiden kannst, so übernimmt der Heilige Geist die Leitung und
hilft dir, für das tiefe Verlangen deines Herzens den passenden Ausdruck zu
finden. Du und Gott werdet quasi ein "Team" im Gebet. Du hörst mehr und mehr
auf, aus deiner eigenen Kraft und Weisheit zu beten.

Diesen Hunger, der uns antreibt, das Angesicht Gottes zu suchen,
können wir uns aus eigener Kraft nicht erarbeiten. Es ist Gott und ausschließlich
Er, der diesen Hunger in dir wirkt. Verstehe doch, dass, solange Gott nicht die
Leitung übernommen hat, du auch diesen Hunger nach Ihm nicht stillen wirst
können. Gott kann dich in deinem Gebets solange nicht leiten, bis du bereit bist,
lange genug in Seiner Gegenwart zu bleiben.

Seufzen und Weinen

Wenn Gott in dir beginnt, dein Beten zu leiten, um dir zu helfen, deinen
Hunger und das Verlangen deiner Seele nach Ihm auszudrücken, dann wird in
dir oft ein tiefes Seufzen sein. Du wirst erleben, wie du in Tränen ausbrichst.
Weinen ist eine häufig beobachtbare Ausdrucksform für den tiefen Hunger und
das tiefe Verlangen nach Gott. Tränen werden in der Kommunikation zwischen
Gott und dem Menschen immer verstanden. Wir alle müssen diesen Punkt
erreichen, an dem nur noch Tränen sprechen - zumindest von Zeit zu Zeit. Ich
kann dir versichern, dass, wenn Gott Menschen berührt, du sogenannte "starke"
Männer schluchzen sehen wirst wie kleine Kinder. Gott hört nicht nur deine
Worte, Er sieht auch deine Tränen. In 2. Könige 20,5 steht: "Kehre um und
sage Hiskia, dem Fürsten meines Volks: So spricht der Herr, der Gott
deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen
gesehen. Siehe, ich will dich gesund machen."

Sprachengebet

In 1. Korinther 14,2 wird uns gesagt: "Denn wer in Zungen redet, der
redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn,
vielmehr redet er im Geist von Geheimnissen."

Eine Möglichkeit zu dem suchenden Gebet durchzubrechen, ist es zu
beginnen, in Sprachen zu beten. Wenn du feststellst, dass dir die
Verstandesworte ausgehen, die du an Gott richten könntest, dann fang an, in
Sprachen zu beten. Anders als das Gebet mit dem Verstand, kann das
Sprachengebet Ober sehr lange Zeiträume fortgesetzt werden.
Das Sprachengebet ist eine der wirkungsvollsten Arten des Gebets.
Erstens verwirrt es den Teufel, weil er kein Wort von dem verstehen kann, was
du betest. Er steht sprichwörtlich vollkommen im Regen. Das gilt nicht nur für
Satan, sondern für die gesamte dämonische Welt. Ausschließlich Gott, und
denen Er eine Auslegung gibt, können unser Sprachengebet verstehen. Wir
sprechen also "im Geist von Geheimnissen".

1. Korinther 14 lehrt uns ferner; dass es verschiedene Arten von
Sprachengebet gibt: jenes, das der Auslegung bedarf, und jenes, das in einer
existierenden Sprache gesprochen wird, die lediglich der Betende selbst nicht
kennt oder versteht. Die erste Art des Sprachengebtes tritt bei Weissagungen
auf, die zweite ist uns aus Apostelgeschichte 2 bekannt: Menschen aus
verschiedenen Gebieten hörten die Juden, die Jünger Jesu, zu Pfingsten in ihrer
eigenen Muttersprache predigen, und jedem der Anwesenden war klar, dass
jene dieser Sprachen zuvor nicht mächtig gewesen waren.

Geschwister, wir brauchen die Gaben des Heiligen Geistes in der
Gemeinde. Einige Leser werden vielleicht Zweifel haben betreffend der
Geistesgaben, aber ich kann euch versichern, es gibt Augenblicke, in denen wir
ohne sie gar nicht auskommen könnten!

So kann das Sprachengebet nach dem Willen des Herrn verschiedene
Anwendungen finden, mein Interesse soll jetzt aber hauptsächlich dem
Sprachengebet als "Gebetssprache" gelten. Das Sprachenegebt ist allen
Kindern Gottes zugänglich! Wisse, das Sprachengebet ist äußerst hilfreich,
wenn wir ins suchende Gebet eintauchen wollen!

Das Angesicht Christi suchen

Salomo schrieb im Hohelied. 1,4: "Zieh mich dirnach, so wollen wir
laufen. Der König führte mich in seine Kammern. Wir wollen uns freuen
und fröhlich sein über dich; wir preisen deine Liebe mehr als Wein.
Herzlich lieben sie dich."

Gottes Angesicht zu suchen bedeutet, Seinem zärtlichen Ruf Folge zu
leisten, in Seine Kammern zu kommen, in Seinen verborgenen Bereich
einzutreten, also in das Allerheiligste vorzudringen.

Vergiss nie: Wenn du das bittende Gebet hinter dir lässt, dann fängst du
an Gottes Angesicht selbst zu suchen. Du sehnst dich nach Seiner Gegenwart,
Seiner Weisheit, Seinen Einsichten. Du willst Ihn besser kennenlernen. Du willst
mit Ihm wandeln.

An diesem Punkt beginnst du deinem Fleisch zu sterben, und damit auch
den Sehnsüchten und Lüsten der Welt. Dinge, die dir gerade noch Befriedigung
gegeben und dir viel bedeutet hatten, beginnen mit jenem Moment, ihren Reiz zu
verlieren. Alles, was du willst, ist Gott selbst. Du willst Seine Geheimnisse in
Christus erkunden und du erkennst, dass nur ein Mehr von Christus dich
zufriedenstellen kann.

Suche nicht Befreiung, sondern Christus - Er ist der Befreier
Suche nicht Wohlergehen, sondern Christus - Er ist der Wohltäter
Suche nicht Kraft, sondern Christus - Er ist die Kraft
Suche nicht Weisheit, sondern Christus - Er ist die Weisheit
Suche nicht Heilung, sondern Christus - Er ist die Heilung
Wir würden die meisten Dinge, die wir suchen, früher finden, wenn wir
uns nicht auf jene konzentrieren, sondern Christus selbst und einzig Christus
selbst suchen würden. Sprüche. 8,35 sagt: "Wer mich findet, der findet das
Leben und erlangt Wohlgefallen vom Herrn."

Findest du Christus, so findest du alles!

Suche und du wirst finden! Strebe nach größerer Intimität mit dem Vater!
Nirgendwo in der Schrift werden wir aufgefordert, Dinge zu suchen, jedoch ist
die ganze Bibel voll von Ermahnungen, den Herrn zu suchen. Es geht hier um
eine tiefere Dimension des Betens, in die wir alle eintauchen müssen. Das ist
der Wille des Herrn .

Anklopfen - die dritte Ebene des Gebets

Manche Christen glauben, jedes x-beliebige Gebet bedeute schon,
Gottes Angesicht zu suchen! Nein, und nochmals Nein! Wollen wir das
Angesicht Gottes suchen, dann müssen wir ganz auf die Person Jesus Christus
ausgerichtet sein. Das erklärt auch, warum Lobpreis und Anbetung so natürlich
werden, wenn wir diese Ebene des Gebets erst erreicht haben. Wenn du mit
deinen Augen am Herrn hängst, dann - du kannst gar nicht anders - betest du
Ihn an, liebst du Ihn, öffnest du dich Ihm und gibst dich Ihm ganz hin. Und das
alles fällt dir so leicht, als wäre es das Natürlichste auf dieser Welt. Endlich: Der
Herr selbst ist jetzt dein absoluter Mittelpunkt.

Jedoch ist es das Anklopfen an die Tür des Allerheiligsten, das den
Höhepunkt allen Gebets verkörpert. Es ist dies jene Ebene, auf der du in eine
Gemeinschaft mit dem Vater eintrittst, die "von Herz zu Herz" ist. Hier bittest du
Gott um nichts mehr, du suchst Ihn auch nicht mehr, weil du bereits im "Zentrum"
von Gottes Gegenwart bist und Er Sein Herz und Seine Gedanken mit dir teilt.
Du wirst eins mit Gott, bist Ihm ein intimer Vertrauter im buchstäblichsten Sinne!

Die Stiftshütte Moes - im Gebet einen Berg erklimmen

Das wirkungsvolle bzw. durchbrechende Gebet kann mit dem Erklimmen
eines Berges verglichen werden, das in drei Etappen erfolgt. Die erste Etappe
entspricht dem Beten im Fleisch (bittendes Gebet), die zweite dem Gebet "aus
der Seele heraus" (suchendes Gebet) und die dritte dem Gebet "aus dem Geist
heraus" (anklopfendes Gebet).

Die Stiftshütte, die Mose in der Wüste Sinai errichtete, hatte drei
Bereiche: den Vorhof, das Heiligtum und das Allerheiligste. Diese drei Bereiche
sind ein Sinnbild für die drei Ebenen des Gebets.

Ich nenne die Ebene des bittenden Gebets das "Beten im Vorhof'. Du
bist in Gottes Umfeld, aber nicht in seiner unmittelbaren Gegenwart. Du weißt,
dass des Herrn Gegenwart im Allerheiligsten ist, aber du weißt auch, dass du
noch nicht in dieses Allerheiligste eingetreten bist. Du betest, aber du spürst
bzw. erfährst diese unmittelbare Gegenwart Gottes noch nicht.

Die Ebene des suchenden Gebets entspricht dem "Beten im Heiligtum",
das den goldenen Leuchter und den Tisch mit den Schaubroten beherbergte.
Der Leuchter ist ein Symbol för Offenbarung. Und tatsächlich gewährt dir Gott
auf der Ebene des suchenden Gebets gewisse Einblicke in Seine Gedanken.
Hier wird dir nun auch klar, wie sehr du Gott brauchst. Die Folge ist, dass du
einen Hunger nach der unmittelbaren Gegenwart Gottes entwickelst, die du aber
noch nicht in ihrer ganzen Fülle erlebst. Du bist ihr zwar ein gewaltiges Stück
näher gekommen, aber noch bist du nicht am Ziel.

In der unmittelbaren Gegenwart Gottes, in der du Ihm von Angesicht zu
Angesicht gegenüberstehst, befindest du dich, wenn du den Vorhang zum
Allerheiligsten hinter dir lässt. Dies entspricht der Ebene des "anklopfenden
Gebets", dem "Beten im Allerheiligsten".

Geschwister, wir sollten unser Leben nicht damit zubringen, im Vorhof zu
beten. Wir sollten uns nicht mit dem bloßen Wissen darüber zufrieden geben,dass es möglich ist, in die unmittelbare Gegenwart Gottes zu kommen! Wir
sollten selbst im Heiligtum keine Wurzeln schlagen! Wir dürfen nicht ruhen, bis
wir Gott nicht von Angesicht zu Angesicht begegnen, und dies regelmäßig!
Nichts kann diese Begegnungen ersetzen!

Vom Heiligen Geiet getrieben

Auf der Ebene des suchenden Gebets hilft uns der Heilige Geist, das
Verlangen in unseren Herzen auszudrücken. Auf der Ebene des Anklopfens
erfährt diese Hilfe eine Steigerung. Der Heilige Geist beginnt unserem Geist
Zeugnis zu geben (lies Römer 8,16). Der Geist Gottes wird eins mit unserem
Geist und beginnt durch uns zu beten und Fürbitte zu leisten. Wir werden zu
Getriebenen des Heiligen Geistes.

Erkenne, dass der Heilige Geist uns braucht, um durch uns hindurch
Seinen Fürbittedienst aufzubauen. Das ist auch der Kern der Botschaft von
Plömer 8,26-27: "Desgleichen hilft auch der Geist unserer Schwachheit auf.
Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern
der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die
Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn
er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt."

Wahre Fürbitte

Wenn der Heilige Geist in dir betet, beginnst du zu fühlen wie Gott fühlt.
Es wiederfährt dir eine Erteilung: Du siehst mit Gottes Augen!
In dem Moment, in dem du für Menschen empfindest, was der Herr
empfindet, beginnst du - du kannst gar nicht anders - für sie zu flehen. Unser
Vater sehnt sich danach, Seine Gedanken in unsere Gedanken zu legen.

Er möchte mit unserem Herzen fühlen.
Er möchte mit unseren Lippen sprechen.
Er möchte mit unseren Augen weinen.
Er möchte mit unserem Geist ächzen.

Auf der Ebene des bittenden Gebets kannst du unmöglich wahre Fürbitte
tun, - du bist gänzlich mit deinen eigenen Bedürfnissen und Umständen
beschäftigt. Selbst auf der Ebene des suchenden Gebets ist Fürbitte rar, denn
du bist erfüllt von dem Verlangen, deinen eigenen Hunger nach Gott, deinen
Hunger nach mehr von Ihm zu stillen. Erst auf der Ebene des Anklopfens
wendest du deine volle Aufmerksamkeit jenen Dingen zu, die in Gottes Herz
sind. Jetzt beginnst du, dich im Gebet nach anderen Menschen auszustrecken.
Es ist unmöglich in der unmittelbaren Gegenwart Gottes zu sein und
gleichzeitig gleichgültig gegenüber den Bedürfnissen der dir nahestehenden
Menschen zu bleiben. Wahre Fürbitte geht nicht vom Menschen aus, sondern
von Gott; - sie wird in der Intimität mit Gott geboren. Der fleischliche Mensch ist
dermaßen selbstbezogen, dass er - aus sich selbst heraus - sich nie ernsthaft für
andere wird einsetzen können. Das ist auch der Grund, warum so wenige
Christen für andere im Gebet einstehen. Wie sollten sie auch, wenn sie selbst
kaum jemals in die Gegenwart Gottes durchbrechen?

Jeder, der ein wahrer Fürbitter werden will, muss fähig sein, lange genug
im Gebet auszuharren, bis dass er regelmäßig in die unmittelbare Gegenwart
Gottes vordringt oder sogar ständig in ihr bleibt!

Gott spricht

Auf der Ebene des bittenden Gebets spricht der Mensch aus seinem
Verstand zu Gott; auf der Ebene des suchenden Gebets beginnt der Mensch zu
Gott zu schreien, getrieben vom Hunger seiner Seele nach mehr von Ihm; auf
der Ebene des Anklopfens aber beginnt Gott zum Menschen zu sprechen; - eine
tiefe Gemeinschaft beginnt.

Ich weiß, einige glauben, Gott spräche heute nicht mehr direkt zu den
Menschen. Aus meiner persönlichen Erfahrung und aus der Schrift weiß ich,
dass das nicht wahr ist. Das Wort sagt unmissverständlich, dass sich Gott nicht
ändert. Er ist derselbe gestern, beute und in Ewigkeit (lies Hebräer 13,8). Der
Herr hat in der Vergangenheit gesprochen, und ist uns das Schriftwort die
Wahrheit, dann müssen wir glauben, dass er auch heute noch spricht. Viele von
denen, die sagen, Gott spräche heute nicht mehr, haben einfach noch nie den
Punkt erreicht, an dem Gott beginnen hätte können, zu ihnen zu sprechen!
Unser Gott ist kein steinernes Denkmal und auch kein stummer Götze.
Er ist ein lebendiges Wesen und antwortet, wenn wir versuchen, zu ihm
vorzudringen. Haben wir einen bestimmten Punkt der Nähe überschritten, dann
beginnen wir plötzlich, Seine Stimme zu hören und Seine Herrlichkeit zu sehen.
Es gibt Zeiten, in denen einfach nichts anderes mehr hilft als das direkte
Reden Gottes. Dazu eine Veranschaulichung: Ich kann mich noch gut daran
erinnern, dass wir einmal an einem bestimmten Ort dienen wollten und einfach
nicht in die Gegenwart Gottes durchbrechen konnten. Es gab einen starken
geistlichen Widerstand gegen unseren Dienst, den wir nicht zu überwinden
vermochten, obgleich wir beteten, wie wir es immer taten - das hieß, wir beteten
oft eine oder manchmal auch zwei Stunden lang. Wir erkannten, dass wir Gottes
direkte Weisungen benötigten, wollten wir vorankommen. So konzentrierten wir
uns fortan speziell darauf, Gottes Angesicht zu suchen. Die nächsten acht
Stunden riefen wir ununterbrochen zum Herrn. Und schließlich erlebten wir
unseren Durchbruch, Jemand aus unserem Team hatte eine Vision, die das
"Problem" der ganzen Situation aufzeigte. Nun konnten wir diesem "Problem"
auch in angemessener Weise begegnen und hatten von diesem Zeitpunkt an
gesegnete Versammlungen.

Lange Zeit in der Gegenwart Gottes ausharren

Geschwister, es ist sehr wichtig, ausreichend Lange in der Gegenwart
Gottes zu verweilen, wollt ihr, dass Er zu euch spricht. Wir müssen beten und
beten, bis wir ganz mit dem Heiligen Geist erfüllt sind, "voll sind mit dem
Heiligem Geist" (lies Epheser 5,18; Lukas 4,1 oder Apostelgeschichte. 7,55).
Gott wird nicht zu uns sprechen, wenn wir nicht lernen unser Fleisch zu
überwinden.

Einige von uns verhalten sich wie ein kleines Kind, dass zu seinem Vater geht,
um ihn um etwas zu bitten, und dass dann aus dem Zimmer läuft, noch bevor der
Vater auf die Bitte hätte reagieren können. Diese Christen sind so sehr in Eile.
Sie beten via Terminkalender. Wenn man es genau betrachtet, sagen sie damit
zu Gott nichts anderes als: "Hey Gott, ich hab' jetzt gerade mal
dreißig Minuten für dich, so sag' mir, was du mir zu sagen hast, aber mach'
schnell, ich muss bald wieder weg!" Freund, du kannst Gott nicht einfach in
deinen Terminkalender quetschen. Vielmehr solltest du dir einen Termin bei Gott
zu beschaffen versuchen!

Oft höre ich Christen Dinge sagen wie: "Ich werde mich jetzt
zurückziehen und Gott drei Tage lang suchen." Die Frage, die ich einem solchen
Christen gerne stellen würde, ist, woher er denn nun wissen will, dass er den
Herrn in diesen drei Tagen auch tatsächlich finden wird? Du hast keine Kontrolle
über zeitliche Abläufe, wenn du Gottes Angesicht suchst. Aber Er hat sie!
Manchmal finden wir Ihn tatsächlich bereits nach dreißig Minuten, und ein
anderes Mal dauert es fünf Tage oder vielleicht auch Wochen!

Moses bestieg den Berg Gottes und verbrachte dort vierzig Tage. Wir
finden in der Bibel aber keinen Hinweis, dass der Herr ihn konkret angewiesen
hätte, vierzig Tage auf dem Berg zu verbringen. Moses wusste einfach, dass er
solange auf dem Berg ausharren musste, bis Gott zu ihm sprechen würde, egal
wie lange es auch dauern würde. Er war bereit, sich nach Gottes Zeitplan zu
richten.

Um regelmäßig Durchbrüche im Gebet zu erleben, musst du deine
Vorstellungen von Zeit loslassen. Gib deine Überlegungen getrost ab und bleib'
einfach solange auf deinen Knien, wie der Herr dich dort haben will. Und denke
immer an das, was ich schon an anderer Stelle erwähnt habe: je länger du im
Gebet bleibst, desto näher kommst du Gott; je länger du im Gebet bleibst, desto
mehr Boden gewinnst du. Und je näher du Gott kommst, desto hungriger wirst du
nach Ihm werden!

Es gibt etwas, dass Christen, die nicht lange genug im Gebet ausharren,
um Gott reden zu hören, gerne tun. Nach ein paar Minuten Gebet im Vorhof
schließen sie ihre Augen und schlagen blind die Bibel auf, um mit ihrem Finger
auf eine x-beliebige Stelle einer x-beliebigen Seite zu tippen. Dann lesen sie
diese Stelle und behaupten, Gott hätte durch die Verse zu ihnen gesprochen.
Geschwister, lasst uns nicht dem Pathos verfallen. Wir können keine
Abkürzungen nehmen auf dem Weg in das Allerheiligste: Glaubst du wirklich,
dass es dir nichts abverlangt, zum Herrn durchzudringen?

Wir müssen einfach lernen, lange genug im Gebet vor dem Herrn auszuharren,
um wirklich seine Stimme zu vernehmen. Es ist möglich, im Gebet einen Punkt
zu erreichen, an dem du dir dermaßen sicher bist, dass Gott zu dir spricht, dass
du einfach aufstehen könntest und der ganzen Nation verkündest: "Das ist es,
was der Herr gerade sagt." Du weißt einfach, dass Gott zu dir gesprochen hat.
Und du weißt, dass das, was du weitergibst auch geschehen
wird.

Aber wehe, wenn du Dinge aus deinem eigenen Verstand heraus
prophezeist. Denn nichts von dem, was du verkündigt hast, wird eintreffen, und
jeder, der dich gehört hat, wird wissen, dass du nur aus dir selbst heraus
gesprochen hast.

Gott einatmen

Die Ebene des anklopfenden Gebets ist etwas so köstliches: Die Dinge
der Welt verlieren zur Gänze ihren Glanz und ihre Anziehungskraft. Auf dieser
Ebene zeigt dir Gott Seine Herrlichkeit und jene wird dich verwandeln.
Nach 2. Mose 33,7-23 verbrachte Moses einen Teil seiner Zeit damit, im
Auftrag des Volkes Israel, dessen Anführer er geworden war, das Angesicht
Gottes zu suchen. Moses war so sehr mit der Sehnsucht, die Herrlichkeit des
Herrn zu erfahren, erfüllt, dass er betete: "Lass mich deine Herrlichkeit
sehen!" Der Herr beantwortete sein Ansinnen, indem er Moses in einer Felskluft
barg und also Seine Herrlichkeit an ihm vorüberziehen ließ. Moses sah die
Silhouette Gottes! Nach diesem Erlebnis war Moses verwandelt. Als er vom Berg
Sinai herabkam, leuchtete die Herrlichkeit Gottes durch sein Gesicht. Moses
hatte mit Gott geredet! Moses hatte Gott gesehen von Angesicht zu Angesicht!
Wenn du Gott im Allerheiligsten begegnest, dann kleidet Er dich mit
seiner Herrlichkeit. Du atmest dich selbst aus und Gott ein!

Totale Erfüllung

Geliebte Gottes, die Möglichkeit den Vater von Angesicht zu Angesicht
zu erleben, ist etwas sehr Reales. Und weißt du was? Dieses Erleben des
Vaters stillt alle deine Bedürfnisse und Sehnsüchte in allumfassender Weise!
Dort, vor Gottes Angesicht, wird der Mensch ganz. Das innere Vakuum wird
gefüllt. So viele Menschen, selbst wiedergeborene Christen, sind innerlich leer,
aber sie glauben, dass sie diese Leere mit irdischen Dingen wie Erfolg, etc.
auffüllen könnten. Oh, wie tragisch! Einzig und allein die konkrete Anwesenheit
Gottes kann alle Leere nehmen. Und wenn das passiert, dann kommt auch alles
andere. Gott arbeitet immer von innen nach außen. Er beginnt mit deinem
Herzen und nimmt sich dann Schicht um Schicht deiner Persönlichkeit vor.
Denn: Ist jemand innerlich leer, so kann er nicht von außen her erfüllt werden.

Stille

Auf der Ebene des anklopfenden Gebets berührt dein Geist den Geist
Gottes. Oft ist dieses intime miteinander Kommunizieren so unergründlich, dass
weder hörbare noch verständliche Worte dies fassen könnten. Es ist Stille, und
oh, welch köstliche Gemeinschaft beginnt jetzt! Oft wirst du auch in Tränen
ausbrechen, in stille Tränen! Stille Tränen können mehr ausdrücken als Worte.
Wie könnten menschliche Worte denn auch genügen: Der menschliche Geist
verschmilzt mit dem Geist Gottes, dies ist die tiefstmögliche Gemeinschaft mit
Gott. Merke: Ein Herzensschrei ohne Worte ist um vieles erstrebenswerter als
gesprochene Worte ohne Herz!

Die Schrift lehrt uns, dass im Allerheiligsten der Stiftshütte, dort wo Gott
war, wo Gottes Allmacht gegenwärtig war - absolute Stille herrschte. Der
Hohepriester, dem allein es gestattet war, einmal im Jahr zum Allerheiligsten
vorzudringen, durfte denn auch nicht sprechen.

Ferner zeigt uns die Schrift, dass, als am Berg Sinai die Herrlichkeit des
Herrn an Moses vorübergegangen war, auch jener nicht mehr sprach: Er hatte
Gott gesehen. Was hätte denn noch gesagt werden sollen? Es gab keinen
Grund, weitere Fragen zu stellen, Moses verstand jetzt.

Wenn Gott redet, brauchst du nichts mehr zu fragen! Ein einziges Wort
von Gott kann dein Leben für immer verändern. Gottes Stimme zu hören,
bedeutet sie nie mehr zu vergessen und ewiglich und immer neu, nach ihr zu
verlangen.

Gottes Verlangen nach Gemeinschaft mit dir

Der Mensch wurde geschaffen um Gemeinschaft mit Gott zu haben: -
unentwegt! Die Schrift sagt zudem, dass unser Schöpfer sich nach der
Beziehung mit uns sehnt. Gott ist Geist (lies Johannes 4,24). Und Er sucht nach
Menschen, die Ihn anbeten, damit diese Gemeinschaft möglich wird. So fragte
Gott, als Adam und Eva gegen Ihn sündigten und sich vor Ihm versteckten:
"Adam! Wo bist du?" Gottes Liebe für uns ist leidenschaftlich, der Herr
verzehrt sich danach Beziehung mit Seinen Geschöpfen zu haben.

So benötigt der Mensch die Gemeinschaft mit Gott und Gott sehnt sich
nach der Gemeinschaft mit dem Menschen. Möglich wird dies aber nur, wenn
der Mensch selbst im Gebet an jenen "Ort" vordringt, - an dem Gott wohnt und
manifest ist - und dabei das Fleisch und alle natürlichen Aspekte seiner
Existenz hinter sich läset. Es ist möglich, Geschwister! Es ist notwendig! Wir
müssen danach streben!

Hindernisse auf dem Weg zu einem tiefen Gebetsleben

Satan hasst Gebet! Das Ziel der dämonischen Mächte ist es, Gottes
Volk daran zu hindern, im Gebet zum Herrn durchzubrechen, oder noch
schlimmer, es daran zu hindern, mit dem Beten überhaupt erst zu beginnen. Fast
alle Kinder Gottes haben ein inneres Verlangen nach der Gemeinschaft mit dem
Vater, aber gleichzeitig stellen sie fest, dass sie es nicht schaffen, diese
aufzubauen. Du fragst warum? Erkenne, der Feind hat schon längst seine
Angriffe gegen dich gestartet! Ich werde in diesem Kapitel auf die gängigsten
Feinde des Gebets eingehen und zeigen, wie man ihnen begegnen kann.
Hintleriiin l: Ein Mangel an Gerechtigkeit

In Jakobus 5,16b steht: "Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es
ernstlich ist". Ernstliches bzw. wirkungsvolles Gebet entspringt einem
gerechten Herzen. Wer betet, benötigt ein reines Herz vor Gott, muss mit Gott
im Reinen sein. "Wenn ich Unrechtes vorgehabt hätte in meinem Herzen, so
hätte der Herr nicht gehört." (Psalm 66,18)

Sünde hat einen mächtigen Einfluss auf unser Gebetsleben. Jesaja 59,1
lehrt uns, dass Sünde uns von Gott trennt. Weil das so ist, gibt es keine
Möglichkeit, dass wir mit Sünde in unserem Leben zugleich einen Durchbruch im
Gebet erlangen. Wir sind schon von Gott isoliert, bevor wir mit dem Gebet
begonnen haben!

In Psalm 34,16-17 heißt es: "Die Augen des Herrn merken auf die
Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. Das Angesicht des Herrn
steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der
Erde." Erkenne, dass Gerechtigkeit und Heiligkeit einen wesentlichen Einfluss
auf die Wirksamkeit deines Gebets haben.

Hindernis 2: Der Verlust der ersten Liebe

Zefanja 1, 6 lehrt uns: "...und die vom Herrn abfallen und die nach dem Herrn
nichts fragen und ihn nicht achten." Lies hierzu auch Epheser 4,22-27, wo steht:
"Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem
früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde
richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen
Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und
Heiligkeit. Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit
seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt
nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, und gebt nicht
Raum dem Teufel."

Das größte Hindernis auf dem Weg zu einem vollmächtigen
Gebetsleben ist der Verlust der hingegebenen Nachfolge im Herrn: das
Schwinden jenes leidenschaftlichen Verlangens, das den Herrn mehr als alles
andere auf der Welt liebt.

Für gewöhnlich erfasst Menschen, die gerade ihr Leben dem Herrn
übergeben haben, die "erste Liebe" zu ihrem Schöpfer, In ihnen ist ein Feuer,
eine Sehnsucht, ihrem Herrn zu dienen. Sie möchten für den Herrn Seelen
gewinnen, wollen mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, jedem Gebetstreffen
beiwohnen, jede Stelle der Schrift verstehen. Erfüllt von dieser ersten Liebe zum
Herrn distanzieren sie sich von allem, was nicht Gottes Wesen und Willen
entspricht, - ihre Lebensweise verändert sich. Jedoch, Zeit verstreicht, und sie
lernen Christen kennen, die schon viel länger als sie selbst bekehrt sind.

Diese älteren Geschwister "klären" sie dann auf, dass dieses Feuer nicht lange
anhalten wird; - bald schon würden sie diesen anfänglichen Eifer verlieren, denn
sie selbst hätten einst derart für den Herrn gebrannt, und jetzt sei ihre Liebe auf
ein "normaleres" Niveau abgekühlt; und letztendlich hätten sie ihren "Platz"
gefunden, - schön abgestellt in einem "normalen" christlichen Leben. Und so
fangen diese jungen Gläubigen schließlich an, ihre erste Liebe zum Herrn zu
verlieren und finden möglicherweise genau den gleichen "Parkplatz", den die
älteren Geschwister einst "gefunden" hatten: ein Abstellgleis, auf dem es keinen
Eifer für den Herrn, dafür aber Gebetslosigkeit und Lauheit gibt.
Geliebte, die Auffassung, dieser Eifer für Gott sei nur für Neubekehrte,
tötet dein Gebetsleben ab! Diese Lüge bringt dich dazu, im Kompromiss mit der
Welt zu leben, zu deinem alten, gottfernen Lebensstil zurückzukehren. Es ist
aber unmöglich den alten Menschen zu spielen und gleichzeitig ein
vollmächtiges Gebetsleben zu führen. Diese zwei Dinge vertragen sich schlicht
und einfach nicht.